Bausparverträge als Investments

In meinem Blogbeitrag „Warum Investments unter 2% Rendite keinen Sinn machen“ habe ich darauf verweisen, dass seit geraumer Zeit u.a. Bausparverträge als auch kapitalbildende Lebensversicherungen alles, aber keinen Vermögensaufbau leisten. Dem möchten wir heute auf den Grund gehen und uns die Frage beantworten „Warum“, das eigentlich so ist?

Die meisten Berufsanfänger holen sich die Tipps und Ratschläge von ihren Eltern ab. Sehr häufig werden dann eben „altbewährte Produkte“ empfohlen – schließlich haben die Eltern ja auch über Bausparverträge und Lebensversicherungen ihre Altersvorsorge und Rentenlücke gemeistert. So schön, so gut. Nur weil es altbewährte Anlagemöglichkeiten sind, heißt es zwangsläufig nicht, dass die Anlage schlecht ist – aber eben auch nicht unbedingt gut.

 

Kapitalbildende Lebensversicherung:

Betrachten wir einmal die kapitalbildende Lebensversicherung. Vom Prinzip her funktioniert sie wie folgt:

  • Wir zahlen einen Betrag X über eine bestimmte Laufzeit (bspw. 40 Jahre) ein
  • das eingezahlte Guthaben wird mit einem Guthabenzins (aktuell: 0,9 % Garantiezins) verzinst
  • am Ende der Laufzeit bekommen wir einen Betrag X ausbezahlt

Vom Prinzip her ist es wohl eine der sichersten Anlagen, denn 100 % der eingezahlten Beiträge sind garantiert (es gibt auch Formen bei denen das variiert, aber diese erörtere ich in einem anderen Beitrag) mit einem sogenannten Garantiezins.

 

Nun kommen wir zum entscheidenden Punkt, der sowohl für Investments als auch Immobilien äußerst relevant ist:

Der Garantiezins hängt vom Leitzins ab.

Dieser bestimmt wiederum die Zinsen bei der Bank und eben auch die Zinsen bei Anlageprodukten wie Kapitalbildende Lebensversicherungen und Bausparverträgen.

 

Heißt konkret:

Wenn ihr eine Immobilie finanziert bei einer der Geschäftsbanken wie bspw. Kreissparkasse, Commerzbank, Sparda Bank etc., dann hängt der Zins, den ihr für eure Finanzierung bekommt vom Leitzins ab. Schauen wir in die Grafiken hinein, dann sehen wir, dass wir in den 90er Jahren eine Hochzinsphase hatten und man musste, um seine Immobilie zu finanzieren, bis zu 10 % Zinsen pro Jahr bezahlen. Ist aktuell kaum vorstellbar.

Der Leitzins selbst wird von der EZB (= europäischen Zentralbank à Erläuterung siehe Blogbeitrag und HP Reiter „Inflationsgeschützte Investments“) gesteuert und die EZB wiederum passt diesen an die aktuelle Marktlage an. In der Vergangenheit (wie man an den folgenden Grafiken sieht) sind die Inflation als auch der EURIBOR (= Dreimonatiger Zins, bei denen die EZB Geld an Banken verleiht – Der EURIBOR bildet nahezu identisch den Leitzins bzw. somit auch den Garantiezins ab) stark in Korrelation gestanden. Sprich: Wenn die Inflation gestiegen ist, ist auch der EURIBOR bzw. der Leitzins gestiegen.

 

 

Das Problem aktuell ist, dass diese Korrelation, zumindest momentan, nicht zutrifft. Früher konnte man mit Lebensversicherungen und Bausparverträgen zumindest die Inflation ausgleichen und teilweise Vermögen aufbauen. Aktuell würden wir damit nicht einmal einen Inflationsausgleich schaffen, die Kosten noch nicht einmal berücksichtigt. Bedenkt man das brüchige Rentensystem in Deutschland, kann dies schlimmstenfalls zu Altersarmut führen (Stand heute: Bekommen wir durchschnittlich 38 % von unserem Bruttogehalt als gesetzliche Rente).

 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass wir aktuell in einer Zinssituation sind, die mit vorherigen Jahrzehnten, geschweige denn der Zeit in denen unsere Eltern oder Großeltern Geld angelegt haben, nicht verglichen werden kann. Eine solch lang anhaltende Niedrigzinsphase lag die letzten 70 Jahre in Deutschland nicht mehr vor. Daher ist es, gerade für die Generation der 20 bis 40-jährigen, umso wichtiger sich an die neuen Umstände anzupassen und den Rat der Eltern gerne einzuholen, aber auch hinterfragen sollten.