Die aktuelle Zinslage
Wir haben einen Leitzins von 0,0 % (siehe Abbildung „Entwicklung der Leitzinssätze seit 2000“). Geschäftsbanken müssen aktuell sogar 0,5 % an die EZB bezahlen, wenn Sie dort Geld „lagern“ wollen. Sprich der sogenannte „Einlagenzins“ liegt in dem Fall sogar bei -0,5 %.
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Also warum schrecken trotzdem viele noch vor dem Kauf einer Immobilie zurück?
Deutschland befindet sich in einer Zinslage, die es in dieser Form vorher nicht gab. Wir haben nicht nur eine „Null-Zins-Politik“, sondern wir haben zum ersten Mal überhaupt eine Realzinsfalle. Das heißt, die Inflation ist höher als der Zins, den wir bei der Bank bekommen. (Zur Realzinsfall gerne mehr im Blogbeitrag „Warum Bausparverträge und kapitalbildende Lebensversicherungen aktive Geldvernichtung sind“). Es ist also kein normaler Zyklus, den wir von der Vergangenheit ableiten könnten.
Des Weiteren hängt vieles auch von der Demografie eines Landes ab. Hat ein Land viele Kinder, resultieren daraus wiederum mehr Innovationen (weil mehr Kinder zu mehr Startup´s und Unternehmensgründungen führen) und diese kurbeln wiederum den Konsum als auch die Schaffung von Arbeitsplätzen an, was wiederum die Wirtschaft stärkt. Es besteht somit eine Korrelation zwischen der Demografie eines Landes und deren Wirtschaft und somit deren Leitzinspolitik.
Was heißt das nun für die deutsche Wirtschaft?
Die demografische Entwicklung in Deutschland ist sehr ähnlich zu der in Japan (siehe Abbildung „Leitzins auf historischen Tiefständen“). Wir haben auch nicht (mehr) die Anzahl an Innovationen wie die USA. Der Leitzins der EU ist im Übrigen auch nochmals ein Stück höher als die von Deutschland.
Warum?
In anderen EU-Ländern werden deutlich mehr Kinder geboren und es wird immer mehr Wachstum verzeichnet. Somit spricht es dafür, dass wir in einer Niedrigzinspolitik bleiben – erst recht, wenn sogar neuerdings Minuszinsen auf das Bankguthaben von Privatpersonen vergeben werden.
Was wäre, wenn dieser Fall tatsächlich eintreten würde und wir hätten einen Zins von 4% ?
Beispielrechnung:
Wir haben eine Immobilie im Wert von 250.000 € gekauft. Bei aktuellen Angeboten würden wir bspw. einen Zins = 2 % und Tilgung = 2 % bekommen.
Die insgesamt zu zahlende Rate wäre demnach 833,34 € pro Monat an die Bank.
Nach 10 Jahren läuft unsere Zinsbindung aus und wir müssen mit der Bank neu verhandeln.
Neue Bedingungen:
Zins = 4%
Tilgung = 2%.
Nach 10 Jahren hätten wir bei der Bank eine Restschuld von 194.251 €, da ein Teil schon getilgt wurde. Daraus resultiert eine monatliche Belastung von 971,25 € pro Monat. Sprich wir müssten TROTZ VERDOPPELUNG des Zinses nur 137,91 € mehr pro Monat bezahlen. Jeder Haushalt, der nicht gerade vom Hand in den Mund lebt, könnte einen solchen Betrag ohne Weiteres verkraften und finanzieren.
Also wo ist das Risiko?
Rein von der Erhöhung bzw. wir reden hier von einer Verdoppelung (!) des Zinses innerhalb von 10 Jahren, ist es ein sehr überschaubares Risiko. Wir haben weniger Verluste als beim Kauf eines Neuwagens (und dieser bringt uns lediglich von A nach B).
Und da kommen wir zur zweiten Frage:
„Aktuell sind die Wohnungspreise so teuer – Ich kaufe doch nicht zum Höchstpreis ein.“
Zu diesem Punkt kommen wir dann im zweiten Teil des Blogbeitrags zum Thema Immobilien Investment.