Willkommen zu unserem zweiten Teil unserer Blogreihe. Im ersten Teil haben wir uns der Frage gewidmet „Was ist, wenn die Zinsen rasant ansteigen?“ Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit den Preisen auf dem aktuellen Immobilienmarkt.
Die aktuelle Zinslage
Bevor wir hier ins Detail gehen, möchten wir mit einem weiteren Mythos aufräumen:
Viele sind der Meinung, dass etwas teuer ist, wenn der Preis bzw. der Betrag steigt. Aber egal was verglichen wird:
TEUER, ist es erst dann, wenn die Anlage mit einer anderen verglichen wird. Und apropos:
Auch hier ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass es ja „ teuer wäre“, weil ja „früher“ alles billiger war. Das ist richtig, aber unsere Gehälter und Löhne sind ebenfalls (wenn auch nicht 1 : 1) proportional gestiegen. Heißt also unsere Kaufkraft ist ähnlich bzw. wir können uns immer noch so viel leisten wie vor 40 Jahren. Teuer wäre es somit erst dann, wenn wir immer noch die Löhne von vor 40 Jahren hätten und die Preise von heute. Der Preisanstieg an sich ist nämlich nichts Neues. Dieses Phänomen haben wir der Inflation zu verdanken – und die gab es auch schon vor 40 Jahren.
Mit diesem Grundsatz gehen wir ins Detail und betrachten den Immobilienmarkt und seine Preise
Ich fand es beim Kauf meiner ersten Immobilie ziemlich spannend zu sehen wie sich der Immobilienwert entwickeln kann.
Die Immobilie hat folgende Eckdaten:
- 70m²
- 3-Zimmer-Wohnung
- 2. OG
- Neu renoviert und teilsaniert
- Lage: direkt um die Ecke die Zentrale eines 5.000 Mann starken Konzerns, HBF und Fachhochschule sind zu Fuß in 15 Minuten erreichbar.
Der Kaufpreis lag Mitte 2017 bei 162.000 €. Aktuell könnte ich die Wohnung zwischen 180.000-190.000 € verkaufen und das gerade einmal nach 2,5 Jahren.
Nun folgende Schätzfrage:
Wie viel DM (=deutsche Mark) hat die Immobilie im Jahr 1956 gekostet als Sie von den damaligen Eigentümern gekauft wurde? Was würden Sie schätzen?
Die meisten Schätzungen liegen bei 60.000 bis 80.000 DM.
Ergebnis: Der tatsächliche Wert lag bei 22.500 DM – also umgerechnet bei ca. 11.250 €.
Heißt:
Der Kaufpreis hat sich in 61 Jahren mehr als verzwölffacht (in Zahlen: 12).
Um auf unser Thema von vorhin zurückzukommen: Eine Verzwölffachung des Preises sagt noch nichts darüber aus, ob die Immobilie teuer ist. Man sollte, egal bei welchem Produkt/ Dienstleistung/ etc. es ist, das Produkt immer in Relation zur Zeit oder anderweitigen produktspezifischen Faktoren sehen.
Speziell Immobilien muss man dazu unter anderem den Zins, mit dem ich finanziere (aktueller Zins so niedrig wie nie zuvor), die Miete, die Lage und noch zig andere Faktoren beachten. Schauen wir uns doch einmal den inflationsbereinigten Hauspreisindex an im Vergleich zu anderen Ländern – denn nur ein Vergleich kann uns Aufschluss darüber geben, ob etwas tatsächlich teuer ist.
Grafik: https://de.irefeurope.org